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Kunst, Kultur und Kulinarik – ein Abend mit Tiefgang

Kreativ sein kann man auf verschiedene Arten. Ob beim Schreiben, in der Musik, in der Kunst oder auch beim Kochen. Schön ist’s, wenn das alles an einem Abend zusammenkommt.




Vier Stipendiaten hat A`Cràpa Mangia in diesem Jahr ausgewählt. Bernadette Conrad schreibt an ihrem zweiten Roman, auch Lena Blaudez hat ein Buch in der Mache, Frank Gerhardt sitzt an Noten für eine konzertante Oper, und Peter Buchholz schließlich möchte herausfinden, ob sich Unterstützer finden lassen, um die Kunst der Affichisten wieder aufleben zu lassen, die auch ihn in seinem künstlerischen Wirken inspirieren. Bis zu vier Wochen lang treiben sie hier auf dem Landgut ihre Projekte voran. Auch wir, mein Partner Oliver und ich, kamen letztes Jahr in den Genuss dieses Kreativstipendiums. Und hatten schon damals den Eindruck: An diesem so speziellen Fleck Erde finden sich ganz besondere Menschen zusammen.

 

Besser kennenlernen können wir die vier aus diesem Jahr bei einem gemeinsamen Abend Mitte März. Denn wir waren derart angetan von unserem Aufenthalt im Jahr 2023, dass wir auch in diesem Jahr dreieinhalb Wochen zurück nach Castellabate kommen: halb Urlaub, halb Arbeiten – neudeutsch nennt man das Workation.




 

Lucia, die gute Seele des Landguts, greift einen Impuls von mir nach einem gemeinsamen Abend gleich auf und schlägt vor: Warum nicht einfach mal gemeinsam kochen in der Sala von A`Cràpa Mangia? Gesagt, getan. Angefangen mit einem kleinen Aperitif, finden sich alle in der großen Küche des Saals wieder. Lucia verteilt die Aufgaben – immerhin drei typisch cilentanische Gerichte sollen zubereitet werden: Risotto mit Wildspargel sowie Artischocken in zwei Varianten: einmal gefüllt und einmal mit Kartoffeln, beides im Ofen gebacken. Schon beim gemeinsamen Zubereiten haben wir viel Spaß, jede*r macht sich auf seine Art nützlich, und es gibt einiges zu lernen - über das Säubern von Artischocken zum Beispiel und was es mit deren „Bart“ auf sich hat.

 

Literarische Kostproben

Vollends spannend wird es dann durch die Beiträge der Stipendiaten. Denn fast alle hatten im Vorfeld vorgeschlagen, den Abend mit einem Stück ihrer Werke zu bereichern. Und genau das wird es dann auch: ein reichhaltiger, kostbarer und äußerst wertvoller Abend, der noch länger in uns nachhallt – nicht nur kulinarisch, sondern auch geistig und emotional.

 

Lena etwa entführt uns mit ihrer Leseprobe aus einem ihrer bereits vor längerer Zeit entstandenen Werke in die Welt des fernen Afrikas. Ihr Roman „Spiegelreflex“ stand Pate für den Fernsehfilm „Tod in Mombasa“, der in der ZDF-Mediathek zu sehen ist; in der männlichen Hauptrolle: Heino Ferch. Ich habe den spannenden Film erst kürzlich zuhause mit großem Interesse geschaut, nun sitze ich mit derjenigen, auf die das alles zurückgeht, an einem Tisch!


Auch der zweiten Lesung, diesmal von Bernadette, lauschen wir gespannt. Im Raum ist es so still, dass nur das Jaulen der Hunde von draußen ab und an in den Saal dringt. Die vielschichtige Familiengeschichte, erzählt anhand der Verbindung zweier Schwestern und deren Vater mit Kriegsvergangenheit, macht uns einmal mehr klar: Dies ist ein Thema, das vor allem unsere Generation betrifft, die viele „gespaltene“ Persönlichkeiten hervorgebracht hat. Daher rührt auch der Titel des 2023 erschienenen Buches: „Was dich spaltet“. Bernadette ist beeindruckt: „Dass ihr zu dieser späten Stunde noch so wachsam und aufmerksam zugehört habt, ist ein wahres Geschenk für mich.“



 

Künstlerische Collagen

Derart inspiriert finden wir auch gegen 23 Uhr noch Elan für den dritten Impuls. Wir wenden uns der Kunst von Peter zu. Dieser beschäftigt sich als gelernter Geologe und Rohstoffexperte jenseits seines Berufs nicht mit Gesteinsarten, geht in seinem künstlerischen Werk aber ebenfalls in die Tiefe: Gleich drei circa 60x80 cm große Werke hat er auf einer langen Tafel nebeneinander „aufgetischt“. Es handelt sich dabei um Ausschnitte von Werbeplakatwänden. Denen dürfen wir uns jetzt in drei Kleingruppen nähern. Und das bedeutet: mit einem kleinen Skalpell oder Tapeziermesser aus bereits vorgeschnittenen Glücksrädern kleine, Tortenstückförmige Teile herauszulösen. Denn die Plakate sind mehrere Zentimeter dick und für diesen Zweck mit Wasser vorab eingeweicht. Das, was ursprünglich mal auf Berliner Großplakatwänden hing und Schicht für Schicht aufeinander geklebt wurde, dürfen wir nun sezieren – und schauen, was sich dahinter verbirgt und uns eine neue Geschichte erzählen möchte. Irre, wie viel Spaß das uns Erwachsenen macht!

 

Bei so viel Spaß am Handwerk fehlt nur noch, dass Frank, der eine Musikprofessur in Kassel innehat, aus seiner Oper rezitiert. Aber da das Werk gerade erst im Entstehen ist und 2026 konzertant in der Frankfurter Katharinenkirche uraufgeführt werden soll, ist uns allen klar: Das wäre nun wirklich etwas zu viel verlangt. So gedulden wir uns und warten stattdessen auf die Einladung in zwei Jahren.

 

Mit raffinierten Speisen, leckerem Wein, interessanten Gesprächen und dreimal Kunst vergeht der Abend wie im Flug. Die Uhr zeigt halb eins. Was, mehr als sieben Stunden sind wir nun schon beieinander? Hoch inspiriert verschwinden wir alle in unseren herrlichen Ferienhäuschen und tauchen ein in die Nachtruhe hoch über dem Golf von Salerno.

 

Text: Sabine Tonscheidt

 

Wer sich für das nächste Kreativstipendium bewerben möchte, schickt seine Bewerbung als PDF-Datei (max. 3MB) bis zum 15. Oktober 2024 an vacanze@crapa.de. Alle Informationen zur Bewerbung und zum Auswahlverfahren finden Sie in diesem Artikel.

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