Schreiben mit Aussicht
- judith1912
- 25. Apr.
- 4 Min. Lesezeit
Im Interview spricht die Berliner Journalistin und Buchautorin Bernadette Conrad über ihre Schreibwerkstatt auf A’ Cràpa Mangia. Für die Woche vom 17. bis 21. November 2025 gibt es noch freie Plätze.

Fünf Menschen, fünf Erwartungen, fünf Tage und jede Menge Literatur. Eine solche Mischung hatten wir Mitte November auf unserem Landgut versammelt. Bernadette Conrad hatte zu einer literarischen Schreibwerkstatt geladen. Häufig leitet sie Lese- und Schreibgruppen an. Erstmals hat sie daraus nun einen fünftägigen Kurs auf A’ Cràpa Mangia konzipiert.
Sie selbst war erst im Frühjahr dieses Jahres bei uns zu Gast – als Gewinnerin eines unserer vier Kreativstipendien. Was Themen, Ziele, Inhalte des Kurses aber auch die Erwartungen der Teilnehmenden waren, darüber sprachen wir mit Bernadette kurz vor ihrer Abreise.
Liebe Bernadette, wie kam es zur Idee zu diesem Schreibkurs, und wie hast Du ihn konzipiert?
Bernadette Conrad: Die Arbeit mit Literatur ist ja seit vielen Jahren mein tägliches Geschäft, und auch meine tägliche Freude, ob als Buchautorin, als Kritikerin oder auch als
Moderatorin. Noch nie aber habe ich einen länger als zwei Tage dauernden Kurs
gegeben. Dass ich diesen Schritt nun gegangen bin, verdanke ich dem Ort, A’ Cràpa Mangia, wo ich als Stipendiatin im März 2024 einen Monat lang eine wunderbare Zeit verbringen durfte. Es entstand die Idee, auf diesem guten Boden etwas Neues auszuprobieren: einen mehrtägigen literarischen Schreibkurs. Dann habe ich mein Programm entwickelt: Wie wäre es, den Tag mit Schreibübungen zu beginnen und ihn abends mit Literatur zu beenden? Mit starken Texten, an denen man gemeinsam diskutieren könnte, was sie zu guter Literatur macht? Schreiben und Lesen gehören ja zusammen. Im Zentrum der Tage aber würde die Suche nach der eigenen "Stimme" stehen: dem, was in einem schlummert, ausgedrückt werden und seine Form finden will.

Wer kann an einem solchen Kurs teilnehmen? Oder anders gefragt: Braucht es irgendwelche Vorkenntnisse?
Bernadette Conrad: Der Kurs, oder vielleicht besser: die Schreibwerkstatt eignet sich für
jede und jeden, die oder der ein Bedürfnis zu schreiben empfindet – selbst, wenn noch kein genauer Plan für einen Text vorliegt. Die Erfahrung mit den Teilnehmenden dieser ersten Runde war: Sie sind ziemlich schnell auf eine für sie brennende oder dringliche Thematik gestoßen oder auch förmlich in eine Geschichte hineingeraten. Es war ein ganz besonderes Erlebnis, sie bei dem spannenden Prozess des Wachsens ihrer Texte begleiten zu dürfen.
Gerade, dass ganz unterschiedliche Menschen mit völlig verschiedenen Biographien und auch Zugängen zum Schreiben zusammenkommen, trägt zur Abenteuerreise bei, die so eine
gemeinsame Woche darstellt. Aus einer Vielzahl von Perspektiven, Standpunkten und Ideen entsteht ein gemeinsamer kreativer Raum, der einfach auch großen Spaß macht.
Was waren die Erkenntnisse nach diesen fünf Tagen? Und wie geht es nun weiter?
Bernadette Conrad: Ich bin ganz glücklich, sagen zu können, dass das Konzept in jeder Hinsicht aufgegangen ist. Alle in der Gruppe hatten gleichermaßen Lust an den Schreibspielen, am Ausprobieren und Diskutieren der entstehenden Texte und sie haben sich auch sehr gern auf die Kurzgeschichten, Gedichte, Romananfänge usw. eingelassen, die ich jeweils abends angeboten und vorgelesen habe. Der unvergleichlich schöne Ort, an dem dies stattfand, hat die Gruppenprozesse getragen, und gefördert, denke ich. Auch der Tagesrhythmus hat sich bewährt: eine zweistündige Einheit am Morgen, eine am Abend, und zwischendurch fünf Stunden, in denen man auch Abstand von der Gruppe nehmen, schreiben, spazierengehen, ja, sein Ding machen konnte. Es braucht ja auch die Balance zwischen Nähe und Distanz. Meine Lust und Vorfreude, die Schreibwerkstatt unter ähnlichen Bedingungen mit neuen Teilnehmern und Teilnehmerinnen zu wiederholen, ist groß!

Das sagen die Teilnehmenden
„Da ich wenig Erfahrung mit dem Schreiben habe, waren meine Erwartungen nicht besonders hoch. Umso überraschter war ich, als sich rasch erste Erfolge einstellten und ein ‚Flow‘ entstand. Bernadettes Anleitung war da äußerst hilfreich! Ihre sorgsam ausgewählten Literatur-Stücke weckten zudem neue Lust aufs Lesen. Insgesamt großartig!“ Christian
„Eine sehr konstruktive Mischung aus individueller Hinterfragung des eigenen Fokus‘ und Feedbackrunden mit dem ganzen Team machten es mir möglich, die eigene literarische Figur wachsen zu lassen. Der Kurs vermittelt sowohl Schreibmethoden als auch Einblicke in verschiedene Erzählarten. Kompakt, vielfältig, individuell im einzigartigen Ambiente von A’ Cràpa Mangia!“ Bettina
„Literatur und Meer: Ich bin sehr erfüllt und dankbar von diesem zauberhaften Ort abgefahren. In mir eine Menge Ideen für einen Text, von dem ich zuvor noch gar nicht ahnte, dass er entstehen könnte. Mit ihrer sehr empathischen und kompetenten Art der Begleitung hat Bernadette mich ermutigt, dranzubleiben. Ich empfehle den Kurs für alle, die neugierig sind, ob und wie Literatur sie im Inneren berühren kann.“ Sabine
„Ich schreibe seit Jahren – Lyrik, Geschichten, berufliche Texte. Und Bernadettes konstruktive Kritik und klare anregende Ideen haben das Arbeiten an längeren, komplexeren Texten möglich gemacht. Ich schrieb während des Kurses schon so viel, dass ich in einen animierten Flow kam. Und ihre Ermutigung und der Fokus auf unsere Ziele wird ein Dranbleiben sicherstellen. Auch der Rahmen – November, Italien, Kamin und gute Weine – trug zum Gelingen einer unvergesslichen Woche bei.“ Natasha
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